Von Fehleinschätzungen, Gutachten und „Scheiß-Fehlern“

SV Grödig- SK Sturm Graz, 2:1
Sonntag, 27. Juli 2014, 16:30
Stadion Grödig, 2126 (ca. 400 Sturmfans)
Bundesliga 2014/15, 2. Runde

In der zweiten Runde der neuen Saison wartete auf uns das bereits dritte Auswärtsspiel in Folge. Nach einem Pflichtsieg im Cup gegen Schwaz setzte es eine bittere Niederlage in Altach. Bitter vor allem deswegen, weil alte Tugenden wieder zu erkennen waren. Wie in der vergangenen Saison kamen die Schwarzen mutlos und mit eingezogenem Kopf aufs Feld, bis sie einem Rückstand gegen eine schwache Altacher Mannschaft hinterher laufen mussten. Und wie bereits in der vergangenen Saison wachte die Mannschaft danach wieder auf und war nicht mehr in der Lage den Rückstand aufzuholen. Die Hoffnung der schwarz-weißen Fangemeinde, dass sich nach der Entfernung einiger Kaderleichen und einer Vorbereitung ohne die ewigen Semperanten eine neue Spielkultur etablieren könnte, war damit bereits nach dem ersten Spiel gedämpft.

Fehleinschätzungen

Dementsprechend waren auch die Erwartungen an das Spiel in Grödig. In Anbetracht der sich breit machenden Resignation in der Anhängerschaft und basierend auf den Erfahrungen bezüglich Sonntagsspielen, entschloss man sich einen gemeinsamen Szenebus in den Salzburger Vorort zu organisieren – eine erste Fehleinschätzung. Wider Erwarten füllte sich der Doppeldecker recht gut und man stand vor dem Problem, dass man Leute aus dem Bus ins private Auto bitten musste. Zusätzlich gesellten sich kurzfristig noch vier italienische Gäste zu uns, was das Platzproblem nicht unbedingt entschärfte.
Nachdem dieses Problem gelöst war, konnte man sich mit etwas Verspätung endlich auf den Weg machen. Mit jedem gefahrenen Kilometer stieg die Spannung der mitgereisten Fans, grübelten wir doch schon die ganze Woche, ob der neue überdachte Auswärtssektor rechtzeitig fertig werden würde, oder ob wir diesmal an einem anderen Platz im Stadion Position beziehen würden. Kurz vor der Ankunft in Grödig kam dann die erlösende Meldung, dass der Sektor von der Behörde freigegeben wurde. Somit konzentrierte man sich wieder auf den sportlichen Teil des Tages und die Motivation so manchen Mitreisenden sank ob der zu erwartenden sportlichen (un-)Leistung wieder – eine weitere Fehleinschätzung.

Das Gutachten

Wie bereits weiter oben erwähnt gab es ein Gutachten der Behörden, dass bestätigte, dass der neue Auswärtssektor geöffnet werden darf. Dass 30 Minuten vor Öffnung der Tore noch fleißig geschraubt und geschweißt wurde, spielte dabei keine Rolle. Dass einige Schrauben in der Hektik nicht mehr festgezogen werden konnten ebensowenig wie die Tatsache, dass eine der Stützen eingeknickt war und mit einem Spanngurt gesichert werden musste und auch jene, dass das Personal in der ganzen Hektik Bohrer und Schrauben im Sektor vergessen hatte. So betrat man mit einem mulmigen Gefühl den neuen Sektor.
Dieser war dann auch überraschend gut gefüllt, noch dazu mit Fans, die der Stimmung nicht abgeneigt waren und so legte man trotz aller Zweifel lautstark los.

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Scheiß Fehler

Und die Mannschaft ließ sich von der Stimmung auch gleich anstecken. Zwar wurde nach wie vor kein Zauberfußball geboten, dafür sah man eine aktive, das Spiel kontrollierende Elf, die kaum Chancen der Grödiger zuließ. Selber brachte man vorne allerdings auch nicht all zuviel zusammen, doch konnte man in der 38. Minute etwas glücklich, aber alles in allem verdient, mit 1:0 in Führung gehen. Fantechnisch war das Duell mit dem Europacupstarter zu diesem Zeitpunkt erwartungsgemäß schon entschieden. Mehr als einen kleinen Haufen singender Fans hatte man sich in Grödig nicht erwarten dürfen.
Nach der Pause hatten die Schwarzen das Spiel weitestgehend im Griff und je später es wurde, desto besser wurden die Chancen. Bis Todorovski 10 Minuten vor Schluss den ersten Scheiß-Fehler des Tages beging und den Ball in der eigenen Hälfte verlor. Die folgende Aktion führte zum Ausgleich.
Doch die Mannschaft ließ sich nicht hängen, spielte weiter nach vor und der Trainer brachte eine weitere Offensivkraft. Sturm drückte, doch dann passierte der zweite Scheiß-Fehler und ein Grödiger lief Spendelhofer auf und davon, umlief Gratzei und schoss den Ball zum 2:1 ins Tor.
Die Enttäuschung war groß, doch wollte sich diesmal – zum ersten Mal seit langem – kein wirklicher Unmut breit machen. Zwar suchte man verbissen nach Kritikpunkten, doch musste man sich am Ende eingestehen, dass die Mannschaft zumindest das getan hatte, was man von ihr verlangt hatte: Ein Spiel nicht vor dem Schlusspfiff verloren zu geben und von Anfang bis zum Ende alles in ihrer Macht liegende zu tun, um drei Punkte mit nach Hause zu bringen.
Unzufrieden begaben wir uns auf den Heimweg, mancher suchte sein Glück im Bombay, ein anderer vergeblich beim Kartenspiel. Glücklich kehrte an diesem Tag keiner heim, aber zumindest lebt die Hoffnung weiter, dass diese Saison besser werden könnte als die letzten.

Und jetzt?

Sturm steht in dieser Saison noch immer ohne Punkte da. Des Weiteren warten in den nächsten Runden einige vermeintliche Kaliber und auch die schwächeren Gegner sind keine Garantie für Punkte wie man in den ersten Spielen gesehen hat. Man kann nur hoffen, dass die Spieler sich nicht wieder aufgeben und versuchen werden, das Glück zu erzwingen. Ansonsten wartet auf uns wohl eine Saison im Abstiegskampf.

Für die Szene steht in zwei Wochen das Spiel der Spiele an. In Wien – gegen Rapid – im Sommer – an einem Samstag. „Prater unser“ soll das Motto sein, sportlich wie fantechnisch. Nähere Infos dazu in Kürze auf dieser Seite.

– Geka –

Zu den Fotos: Sturmtifo Klassik / Sturmtifo Mobile