„In stürmischen Zeiten, bei Regen und Schnee…“

FK Austria Wien – SK Sturm Graz 1:2
Sonntag, 11.05.2014, 16:30 Uhr
Horr-Stadion, 10.122 Zuschauer (ca. 10 Gästefans)
Bundesliga 2013/14, 36. Runde

Cup-Aus und Auswärts-Boykott? Läuft bei uns.

Die Voraussetzungen für dieses letzte Saisonspiel gegen die Wiener Austria waren denkbar ungünstig: Erstens hatte die Stimmung bei Verein und Fans nach einem kurzzeitigen Hoffnungsschimmer wieder ihr nahezu schon gewohntes Tief erreicht; zu groß war die Enttäuschung nach dem blamablen Cup-Aus gegen den SKN St. Pölten. Nachdem beinahe sämtliche Hoffnungen des leidgeplagten Sturm-Anhangs auf ein Europapokal-Ticket via Cupfinale projiziert worden waren, stellte die Niederlage den sprichwörtlichen Stich ins Herz dar. Das letzte Saisonspiel war in dieser Hinsicht für uns vollkommen unbedeutend – ganz anders verhielt sich die Situation bei den Favoritnern: Eine Runde vor Schluss lag der FAK nämlich punktegleich mit dem SV Grödig auf Platz 3, einzig die viel bessere Tordifferenz der Austria machte den Unterschied aus. Für einen internationalen Startplatz unabhängig von der Performance des Salzburger Vorstadtklubs musste heute wohl ein Sieg für die Veilchen her.

Zweitens erschien es immer unrealistischer, das Horr-Stadion auch tatsächlich von Innen sehen zu können, da die Wiener Austria einmal mehr einen Einheitspreis von 25€ pro Karte ohne Ermäßigungen in Aussicht gestellt hatte – worauf man unsererseits konsequenterweise mit einer Boykottdrohung reagierte. Auch eine Unterschriftensammlung mit über 1000 Unterstützern – darunter unsere Vereinslegende Mario Haas – sowie ein offener Brief an die Bundesliga zeigten keinerlei Wirkung, ein leerer Away-Sektor war daher zu erwarten.

„In stürmischen Zeiten, bei Regen und Schnee…“

Trotz all dem machte sich an diesem Sonntag eine Abordnung von rund 100 Vertretern der Szene auf den Weg in die Bundeshauptstadt. Ein Einlenken von Seiten der Austria war zwar kaum mehr zu erwarten, dennoch setzte man auf den Symbolcharakter und beschloss, das Spiel von außerhalb des Stadions zu verfolgen. Dort angekommen wurde man von strömendem Regen und Hundertschaften von Polizisten empfangen, die entgegen mancher Befürchtungen im Vorfeld recht entspannt und unaufgeregt mit dem Grazer Haufen verfuhren. Während es immer stärker zu schütten begann, wurden wir zunächst vor den Auswärts-Sektor eskortiert, wo positive Überraschungen bezüglich der Kartenpreise leider ausblieben. So trottete man durchnässt zurück zum Bus, der zu einem nahen Pub gelotst wurde. Dort sollten die Mitgereisten das Spiel via TV-Übertragung verfolgen.

Es mutet seltsam an, einen Bericht über ein Match zu schreiben, das man selbst nur im Fernsehen gesehen hat. Festzuhalten bleibt jedenfalls, dass unsere Mannschaft trotz wetterbedingt nahezu irregulären Platzverhältnissen durchaus gefälligen Fußball zeigte und im Laufe der ersten Halbzeit die eine oder andere gute Möglichkeit vorfand. Die Austria, deren Fans das Match mit einer hübschen Fahnen-Choreo eingeleitet hatten, erhöhte hingegen vor der Pause den Druck, ohne aber zwingend vors Grazer Tor zu kommen – gegebenenfalls parierte Bene Pliquett und so ging es schließlich mit einem 0:0 in die Kabinen. Die zweite Halbzeit hatte es aber in sich: Nachdem sich die Führung der Grödiger in Innsbruck herumgesprochen hatte, geriet die Heimmannschaft unter Zugzwang und agierte offensiver. Unsere Verteidigung präsentierte sich aber weiterhin kompakt, Gefahr erwartete die Austria immer wieder aus dem Konter. In Minute 75 war es schließlich soweit: Die Wiener Defensivabteilung vergaß völlig auf Robert Beric, der nach Zuspiel von Marco Djuricin völlig frei zum Führungstreffer netzen konnte. Die Austria wirkte zunächst zwar geschockt, glich aber in der 86. durch ein Tor von Jun aus – das Daniel Beichler postwendend mit seinem Saisontor Nummer 9 egalisierte. Was sich in Folge abspielte, war großes Kino: Minute 89, Penalty für die Veilchen, Grünwald verschießt. Schmährufe von den Tribünen waren logische Konsequenz, zuvor hatte der Anhang der Wiener aber recht anständigen Tifo gezeigt. Spätestens jetzt kam auch im Pub Stimmung auf: Die Zungen vom Bier gelockert, stimmte man die eine oder andere Scheibe an – teils an die Kollegen in Violett gerichtet, teils Resultat der Freude am Spiel der eigenen Mannschaft. Am Ergebnis änderte sich in den letzten Minuten nichts mehr: Sturm beendete die Saison mit einem 2:1- Sieg über die Austria, Grödig remisierte schließlich in Innsbruck und wird kommenden Sommer in der EL-Quali spielen. Positiv zu erwähnen ist noch ein Solidaritätsakt der Wiener Fans, die auf die hohen Ticketpreise Bezug nahmen und selbst per Spruchband klarstellten: „Es müssen faire Preise her, sonst sind bald alle Kurven leer!“

„Seuchensaison“ vorbei

Nun war die Stimmung nach dem Match vorerst also von Schadenfreude geprägt, da man wie schon zwei Jahre zuvor den Jungs aus Favoriten einen ordentlichen Strich durch die Rechnung gemacht und ihnen das internationale Geschäft vermasselt hatte. Im Gegensatz hierzu stellen Startplätze für den Aufsteiger SV Grödig und den Erstligisten SKN St. Pölten dem österreichischen Fußball wohl eher ein Armutszeugnis aus. So hielt sich die tatsächliche Freude dann doch in Grenzen, als man sich wieder auf den Heimweg begab. Immerhin lag die dritte „Seuchensaison“ in Folge hinter uns, worüber auch dieser Sieg kaum hinwegtäuschen konnte. Auch wenn unsere Burschen diesmal einen engagierten Auftritt hingelegt hatten, konnten die Ambitionen, die zu Saisonbeginn geäußert worden waren, kaum realisiert werden – die (verdiente) Niederlage in St. Pölten am Mittwoch zuvor war wohl symptomatisch für eine verpatzte Spielzeit. Bleibt nur zu hoffen, dass sich im Sommer etwas tut und der entscheidende Funke endlich überspringt. Unabhängig davon werden wir auf jeden Fall wieder da sein und die Schwoazn wie gewohnt nach vorne treiben.

-Gaberl-