Von der Südstadt in den Europapokal

FC Admira Wacker Mödling – SK Sturm Graz 1:2
Sonntag, 24. Mai 2015, 17:45 Uhr
Bundesstadion Südstadt, 3.755 Zuseher (ca. 700 Sturmfans)
Bundesliga 2014/15, 35. Runde

Ausgangslage? Könnte besser sein.

Drei Spiele, zwei Punkte, kein Tor – so die eher ernüchternde schwarz-weiße Bilanz der vergangenen Runden. Die Champions-League-Träume hatten sich verflüchtigt, nach der Niederlage in Wolfsberg schien zeitweise sogar der Startplatz im Europacup wieder auf wackligen Beinen zu stehen. Nachdem man aber wenigstens dem Tabellenführer und mittlerweile fixen Meister aus Salzburg mit einer einigermaßen ansprechenden Leistung einen Punkt hatte abluchsen können, war man nun wieder etwas optimistischer, Zählbares aus der letzten Auswärtspartie der Saison mitzunehmen.

Diese führte uns wieder einmal in die südlichen Ausläufer des Wiener Beckens, genauer gesagt nach Maria Enzersdorf, wo eine stark abstiegsgefährdete Admira auf uns wartete, die in den Runden zuvor allerdings ihren direkten Konkurrenten aus Wiener Neustadt etwas abhängen hatte können. Auf jeden Fall durfte man gespannt sein, wie sich die nach wie vor von Verletzungssorgen geplagte Sturm-Elf präsentieren würde.

Südstadt-Flair

So rollte am frühen Nachmittag die übliche Bus-Karawane los, um rechtzeitig zur ungewöhnlichen Ankickzeit (17:45 Uhr!?) die Südstadt zu erreichen – ein paar heitere Stunden später tauchten schließlich auch schon die altbekannten Flutlichtmasten am Rande der Autobahn auf. Nach ein paar ärgerlichen, aber nicht weiter dramatischen Zwischenfällen mit der Exekutive, die scheinbar zunehmend Gefallen daran findet, Namen bereits bei absoluten Lappalien zu notieren, machte man sich schließlich auf den Weg in den Sektor, wo alles beim Alten war: Die Betonstufen waren weiterhin am Bröckeln, die Mischung nach wie vor gut und günstig und der Gästeblock wie immer sämtlichen Witterungsverhältnissen schutzlos ausgeliefert. Südstadt eben. Trotz aller Widrigkeiten ein Ground, der gelegentlich Spaß machen kann.

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Zu Beginn hatten die Jungs von der Unita ein kleines Intro vorbereitet: Zu einem Spruchband („Tradition seit 1909“) wurde ein Überzieher präsentiert, der verschiedene Varianten der Sturm-Fahne im Wandel der Zeit zeigte – eine an sich gute und nett umgesetzte Idee, nur bei den Maßen hatte man sich scheinbar ein bisschen verkalkuliert, so dass der Überzieher ein bisschen unterdimensioniert wirkte.
Auf dem Spielfeld legte zunächst vor allem die Admira ambitioniert los, der man ansah, dass sie sich gegen den Abstieg sträubte. Sturm – erzwungenermaßen wieder mit Umstellungen in der Startformation – tat sich schwer und geriet bereits nach einer Viertelstunde nach einem Elfer in Rückstand. Die Mitgereisten auf den Rängen brauchten ebenfalls ein wenig, um in Fahrt zu kommen, danach gab es aber durchaus guten Support zu sehen: Bei starkem Wind, der das Fahnenschwenken diesmal zu einem Glücksspiel machte, ging vor allem das neue „Wir singen für dich Sturm Graz…“, verbunden mit jeder Menge Bewegung im Sektor, gut ab. Auf das Geschehen am Rasen hatte das (vorerst) noch keine Auswirkungen. Im Heimsektor der traditionell nur mäßig gefüllten Südstadt konnte man an diesem Abend hingegen eher wenig Action ausmachen, weder akustisch noch optisch konnten die diesmal nicht ganz so fanatischen Südstädter wirklich auf sich aufmerksam machen.

Die Schwoazen in Europa

Die zweite Halbzeit – Sturm im Übrigen seit Minute 35 nach verletzungsbedingtem Ausfall von Gratzei mit dem 18-jährigen Schützenauer im Tor – verlief wesentlich mehr nach dem Geschmack der Gäste: Bereits fünf Minuten nach Wiederanpfiff der Ausgleich durch ein Traumtor von Avdijaj, rund 20 Minuten später der ebenfalls sehenswerte Führungstreffer durch Hadzic. Nun gab es auf den Rängen kein Halten mehr, der Zaun zum Spielfeld wurde förmlich gestürmt, der ganze Sektor schien sich jubelnd in den Armen zu liegen.

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Im Anschluss kam auch die Admira kaum mehr zu Chancen, die Mannschaft spielte den Sieg ins Trockene und so war es nach etwas mehr als 90 Minuten fix: Die Schwoazen würden im Sommer wieder nach einjähriger Abstinenz im internationalen Geschäft mitspielen. Die Mannschaft verabschiedete sich noch gebührend und bedankte sich mit dem einen oder anderen Dress bei den Mitgereisten, danach machte man sich langsam wieder auf in Richtung der Busse, in denen man den Sieg noch ein wenig feierte, bevor man wieder in Graz ankam.

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Ein letztes Mal ins Stadion!

Auch wenn das Saisonziel mittlerweile erreicht wurde, gilt es auch nächste Woche ein letztes Mal Gas zu geben, geht es doch im Match gegen die SV Ried noch um Platz 3, der einen wirklich schönen Abschluss darstellen würde. Zudem hat sich auch die Mannschaft einen Abschied in die Sommerpause vor angemessener Kulisse verdient – zum Happy End einer verrückten, abwechslungsreichen, aber umso denkwürdigeren Saison. Zudem wird es im Vorfeld des Matches eine Neuauflage des Augartenpicknicks geben – nähere Informationen gibt’s demnächst via Kollektiv 1909!

– Gaberl –

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