WIR WOLLEN STURM SEHEN!

„WIR WOLLEN STURM SEHEN“

Viele Sturmfans verbanden diesen Gesang bisher mit dem Versuch der Kurve, die Mannschaft während eines schlechten Spiels wachzurütteln. Wir lösen diesen Sprechchor nun aber von diesem gewohnten Denkmuster und machen ihn zum Inbegriff einer neuen Initiative, die vieles, was in unserem Verein passiert und uns bereits seit Jahren beschäftigt, umfassen soll.

Die Kritik bleibt dieselbe, die Wahl der Mittel ändert sich

Schon in der Vergangenheit haben wir unsere Standpunkte und Bedenken niemals für uns behalten und diese dem Verein in hitzigen aber auch konstruktiven Sitzungen hinter verschlossenen Türen dargelegt. Dies führte zwar dazu, dass kleinere Problemfelder erfolgreich behoben werden konnten und im organisatorischen Bereich in den letzten Jahren durchaus Fortschritte erzielt wurden, dennoch steht nach Jahren der Gespräche unter dem Strich das Fazit, dass essentielle Baustellen im Klub, die uns und vielen anderen Fans sowie Mitgliedern ganz und gar nicht behagen, immer offenkundiger und klarer zu Tage treten. Nun sind wir an einem Punkt angelangt, an dem wir wieder zu anderen Mitteln greifen müssen, um die Probleme aufzuzeigen. Zu sehr offenbart die aktuelle Situation des SK Sturm all jene Problemzonen, die die Anhänger seit Jahren quälen.

„Englische“ Elfmeter

Auslöser zahlreicher Fehlentwicklungen waren unserer Ansicht nach immer wieder wichtige Personalentscheidungen, die sich später oft als Missgriff herausstellten. Für diese „verschossenen Elfmeter“ muss vor allem der Vorstand in die Kritik genommen werden. Weitaus schwerwiegender als einzelne Fehlbesetzungen wiegt jedoch die Tatsache, dass man aus ebendiesen nichts gelernt hat und sich weiterhin in planlosem Aktionismus übt, sobald eine wichtige Position frei wird. Zwar werden öffentlichkeitswirksam Anforderungsprofile erstellt, die oft aber nur am Papier existieren und zu Gunsten von populären Lösungen oder Schnellschüssen geopfert werden.

Professionelle Strukturen

Zermürbend ist auch die Tatsache, dass die unter dem Schlagwort „Sturm neu“ eingeführten professionellen Strukturen nach und nach wieder abgebaut werden. Neben kleineren Planstellen wie zB einem Fanmanager, die oft nur am Papier existieren oder ungeachtet der Eignung besetzt werden, ist die Geschäftsführung in Messendorf wieder zu einer „One-Man-Show“ verkommen, in der sowohl wirtschaftliche als auch sportliche Belange in einer einzigen Person vereint sind.

Während die Auswirkungen im wirtschaftlichen und organisatorischen Bereich vergleichsweise gering ausfallen und man in einigen Bereichen – wie bereits erwähnt – auch eine Weiterentwicklung erkennen kann, zeigt sich in sportlicher Hinsicht gerade in Krisenzeiten, dass entsprechende Hierarchien über dem Trainer nicht existieren. Während in professionell agierenden Vereinen in einer solchen Situation der Schönfärberei des Trainers Einhalt geboten wird, unterstützt man diese bei uns seitens der Geschäftsstelle und treibt sie sogar noch weiter. Ebenso zeigt sich bei anderen Klubs, dass langfristiger Erfolg nur dort existieren kann, wo ein sportlicher Leiter vorhanden ist, der kontinuierlich Vereinsphilosophie und Vereinsziele verfolgt und auch über das nötige Know-How und zeitliche Ressourcen verfügt, um diese Stelle zu 100 Prozent auszufüllen. Wir haben bereits vor Monaten unsere Befürchtung geäußert, dass dieses Vakuum im sportlichen Bereich irgendwann vom Trainer ausgefüllt werden könnte, was alle Strukturen endgültig ad absurdum führen würde.

Karriereplattform Sturm

Sturm und die Steiermark standen seit jeher für ausgezeichnete Jugendarbeit und dies ist auch heute mehr denn je der Fall. Alle Jugendmannschaften des SK Sturm genießen europaweit einen ausgezeichneten Ruf und sind bei vielen wichtigen Turnieren nicht nur als Gegner gefragt, sondern auch außerordentlich erfolgreich. Obwohl von Vereinsseite eine goldene Generation nach der anderen angekündigt wird, stehen aktuell alle Jugendkicker von Sturm vor der Gewissheit, dass eine Berücksichtigung für die Kampfmannschaft in weiter Ferne liegt. Damit wird nicht nur sportliches Potenzial verschwendet, sondern auch wirtschaftlich geradezu fahrlässig gehandelt.

Bestes Beispiel ist unser – von vielen als Jahrhunderttalent bezeichneter – Nachwuchsspieler Sandi Lovric, der trotz durchschnittlicher Konkurrenz auf seiner Position vom Trainer auf die Tribüne verbannt wird und so anderen Nachwuchstalenten als abschreckendes Beispiel dient. Wenn selbst das größte Talent keine Chance bekommt, wie sollen dann erst andere den Sprung schaffen? Andere Vereine in Österreich zeigen hingegen vor, wie man den Nachwuchs in die Kampfmannschaft integriert und durch deren späteren Verkauf auch noch Millionen lukrieren kann. Auch hier zeigt sich einmal mehr, dass weit und breit kein sportlicher Leiter zu sehen ist, der darüber wacht, ob der Trainer unsere Vereinsphilosophie umsetzt. Im Gegenteil: Dem Trainer wird ein völlig übertrieben breiter Kader spendiert, bei dem bis auf wenige Ausnahmen Masse statt Klasse im Vordergrund steht. Es überkommt einen sogar das Gefühl, dass ein Nachwuchsspieler erst beweisen muss, dass er besser ist als ein anderer Spieler, um eine Chance zu bekommen. Dass dies ohne eine entsprechende Anzahl von Einsätzen und einem Mindestmaß an Geduld nicht möglich ist, sollte offensichtlich sein.
Karriereplattform ist Sturm somit maximal für eine Vielzahl von Durchschnittskickern und Kaderfüllmaterial, aber mit Sicherheit nicht für Talente aus der eigenen Jugend.

Die Sache mit dem Coach

Wie sehr der eigene Nachwuchs ignoriert wird, steht sinnbildlich dafür, dass sich Trainer Franco Foda nicht wie angekündigt in vielen Facetten geändert und weiterentwickelt hat, sondern bereits wieder so agiert wie bei seiner letzten Anstellung in Graz – mit all seinen Vor- und Nachteilen. Das propagierte Anforderungsprofil vor seiner Bestellung liest sich mittlerweile wie eine Karikatur dessen, was uns in der Realität sowohl am Platz als auch abseits davon geboten wird.

„Ein Teamplayer, der ganz klar auf die eigene Sturmjugend setzt, ein modernes Fußballsystem denkt, lebt und trägt, viel Fokus auf Ballbesitz und schnelles Umschalten legt und auch hohe soziale Kompetenzen hat.“

Jede Mannschaft in der Bundesliga weiß mittlerweile, wie man unser starres, auf Sicherheit bedachtes System mit Leichtigkeit aushebeln kann. Obwohl wir im Sommer erstmals keine Schlüsselspieler abgeben mussten und uns „punktuell verstärken“ konnten, würde ohne die hervorragenden Einzelleistungen gewisser Leistungsträger unsere Situation vermutlich noch viel düsterer aussehen.

Zahlen lügen nicht

Gerne versichert man den Fans, dass man vom aktuellen Weg „wegen 3 Niederlagen nicht abkommen“ werde. In Wahrheit jedoch kommt man seit Jahren immer nur dann vom Weg ab, wenn die Mannschaft temporär erfolgreich spielt. Denn unsere einzige Kontinuität heißt Mittelmaß! Dabei stellt sich die Frage, ob das Versprechen, man werde diesen Weg fortsetzen, nicht eher als Drohung zu verstehen ist. Man fragt sich ebenso, ob diese verheerende Bilanz nicht auch mit so manch einem Talent aus der eigenen Jugend erreicht werden könnte. Wir wollen dies anhand einiger statistischer Daten veranschaulichen, die keiner weiteren Worte bedürfen.

Bilanz (inklusive Europacup) seit Mai 2015 unter Franco Foda:
16 Spiele, 3 Siege, 8 Unentschieden, 5 Niederlagen (1,06 Punkte pro Spiel)
8 Heimspiele in Folge ohne Sieg

Bilanz (inklusive Europacup) seitdem Gerhard Goldbrich im März 2013 die sportliche Leitung übernommen hat:
94 Spiele, 32 Siege, 26 Unentschieden, 36 Niederlagen (1,29 Punkte pro Spiel)

Es zeigt sich also, dass Sturm momentan keine kurzfristige Talsohle durchläuft, sondern sich spätestens seit Mai in einer sportlichen Rezession befindet und strukturelle Probleme sogar noch langfristiger bestehen.

Doch anstatt erforderliche Korrekturen vorzunehmen, übt man sich weiterhin in Schönfärberei und notfalls werden eigene Ankündigungen („Wir sind in der Lage, uns gegen jede Mannschaft der Welt – außer gegen Bayern, Barcelona, Real Madrid und Chelsea – in zwei Spielen durchzusetzen“ – Franco Foda Juli 2015) durch Understatement („Wir wurden vor der Saison überbewertet“ – Franco Foda September 2015) ersetzt.

An dieser Stelle möchten wir jedoch auch klarstellen, dass die Mannschaft von uns ebenso in die Pflicht genommen wird. Hundertprozentiger Einsatz in jedem Spiel gehört genauso zu den Pflichten eines Profis wie eine professionelle Freizeitgestaltung – Sturm Graz ist kein x-beliebiger Verein, sondern ein Klub, für den zu spielen sowohl eine Ehre als auch eine Verpflichtung gegenüber all seinen Fans sein muss!

Kurzfristige Erfolge können nicht täuschen

Was wir fordern sind keine kurzfristigen Erfolge, sondern dass unsere Hauptkritikpunkte wie die Einführung professioneller Strukturen, die Einbindung der eigenen Nachwuchsspieler und ein modernes und attraktives Spielsystem nicht nur Lippenbekenntnisse sind, sondern endlich konsequent und über einen langen Zeitraum umgesetzt werden. Daher wird unsere Kritik auch nach einigen Siegen nicht verstummen.

WICHTIG: Vorgangsweise gegen Austria Wien

Anders als ursprünglich geplant werden wir daher beim Spiel gegen die Austria am Samstag dem 19.09. keine Choreographie in die Kurve zaubern, sondern passend zum historischen Datum für 19 Minuten und 09 Sekunden auf organisierten Support verzichten. Diese stille Nachdenkpause sollte allen Verantwortlichen, Funktionären und Spielern des SK Sturm Graz aufzeigen, wie heikel sich die Situation rund um unseren Verein darstellt und wie knapp wir davor sind, auf lange Zeit im Mittelmaß und in der Perspektivenlosigkeit zu versinken! Die Protestmaßnahmen sind damit selbstverständlich nicht beendet und auf die weitere Entwicklung sowie etwaige sportliche Ereignisse wird spontan und angemessen reagiert.
Die Zeit der Schönfärberei und der leeren Versprechungen ist vorbei, wir wollen Taten sehen! Wir wollen Sturm sehen!

Brigata Graz, Grazer Sturmflut, Jewels Sturm und Generation Chaos am 17. September 2015

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