Was für ein Erlebnis! Der SK Sturm spielte endlich wieder in der Champions League, und das durchwegs vor über 20.000 (!) Besuchern. Die Mitarbeiter des Vereins konnten sich im herzeigbaren VIP-Klub mit den Größen der Politik und Wirtschaft bei einem Glas Champagner ablichten lassen und pro Spiel standen Ticketeinnahmen von über 2 Millionen Euro auf der Habenseite. Für den gemeinen Fan gab es endlich warme Riesenbratwürste statt kümmerlicher Wurstsemmeln an den Ständen. Auch die Stimmung wusste phasenweise zu überzeugen. Die Kärntner Politik träumt bereits von einer Fortsetzung des erfolgreichen Projektes. Die Stadt Klagenfurt hat eine zusätzliche Wertschöpfung von über 2 Millionen Euro pro Spiel, die Werbung durch die Medienberichterstattung noch nicht mit eingerechnet.
Fast könnte man meinen, es war ein voller Erfolg.
Fast. Wären da nicht die Strapazen und Kosten, die Schwoaze aus Graz und der Steiermark auf sich nehmen mussten. So fielen neben den eigentlich unverschämt hohen Ticketpreisen auch noch saftige Reisekosten an. Nicht nur waren 40 Euro für ein Ticket in der Kurve fällig, nein, dazu kam noch einmal ein ordentlicher Betrag für die Busreise nach Klagenfurt. Da die Ankunft in Graz meist erst nach Mitternacht erfolgte, gesellte sich oft auch noch ein Taxi für die Heimreise dazu. Und so waren viele – ohne Verpflegung und Getränke wohlgemerkt – für diesen mehrstündigen Ausflug bereits bei einem Preis von über 100€ – pro Spiel. Und das für nur eine Person. Eine dreiköpfige Familie, die sich das Spiel auf der Längsseite „gönnte“ (stolze 100€ pro Ticket!) musste da schon mit etwa 400€ pro Spiel rechnen.
Dazu kommt auch noch die verlorene Zeit durch An- und Abreise. An einen normalen Arbeitstag war an Spieltagen ebenso wie am Tag danach für viele nicht zu denken. Durch die frühe Anreise musste der Arbeitsplatz früher verlassen und die Zeit an anderen Tagen wieder eingearbeitet werden. Für einige war ein Heimspielbesuch ohne Urlaub erst gar nicht möglich. Zudem hatten nicht wenige das „Glück“, auf der Heimfahrt ewig im Stau zu stehen und nach einer viel zu kurzen Nacht wieder in die Arbeit torkeln zu dürfen. Man mag gar nicht daran denken was passiert wäre, hätte es auf der Pack einmal Schneefall gegeben.
Es ist unbestritten, dass die Champions League für die Kärntner Gastgeber ein tolles Erlebnis und ein voller Erfolg war. Für das Stammpublikum unseres Vereins war es jedoch ein Drama, wie die Kurve wiederholt betont hat. Neben den eigentlichen Auswärtsspielen hatten wir noch vier zusätzliche – und kein einziges richtiges Heimspielerlebnis.
Eine Wiederholung dieses Dramas muss in Zukunft um jeden Preis vermieden werden! Wir fordern alle Verantwortlichen – egal ob Politik, Behörde oder Verein – auf, sofort Maßnahmen einzuleiten, die sicherstellen, dass der SK Sturm in der kommenden Saison seine Europacup-Heimspiele in seiner Heimat spielen kann. Jetzt bleibt noch genügend Zeit, nötige Adaptionen zu planen und umzusetzen. Was genau zu machen ist, sollte allen Beteiligten hoffentlich bereits bekannt sein.
Wir fordern, dass der SK Sturm in jedem Fall das Stadion Liebenau als Spielstätte für die kommende Saison bei der UEFA nennen muss. Es darf nichts unversucht gelassen werden, dass wir unsere Heimspiele wieder in unserem Stadion, in unserer Heimat Graz spielen können.
Auf der Habenseite stehen dann Einnahmen in Millionenhöhe für Graz und die Steiermark, sowie eine zufriedene Fanbasis – und der Hexenkessel Liebenau würde einen richtigen Heimvorteil schaffen und auch sportlich einiges mehr möglich machen. Selbst wenn die Stimmung in Klagenfurt teilweise in Ordnung war, ist sie nicht mit dem zu vergleichen, was sich in einem prall gefüllten Liebenauer Stadion abspielt. Ein neuerlicher Umzug nach Klagenfurt wird sicher nicht ohne Nebengeräusche ablaufen.
Nie wieder Heimspiele am Wörthersee!
P.S.: Wenn das Stadion in Graz auch zukünftig – aus welchen Gründen auch immer – nicht bewerbstauglich sein sollte und wir wiederum gezwungen sind, stundenlang über die Pack zu reisen, darf die Sturmfamilie nicht wieder zur Kassa gebeten werden. Günstigere An- und Abreisemöglichkeiten oder eine entsprechende Preisgestaltung der Tickets wären wünschenswert. Die Stadt Graz, die anfangs noch Shuttle-Busse nach Klagenfurt in Aussicht gestellt hatte, davon aber später nichts mehr wissen wollte, steht hier ebenso in der Pflicht wie der SK Sturm.
Unser Leitbild lässt hier jedenfalls keinen Spielraum: „Als Volksklub mit breiter Basis ist Sturm bestrebt, allen Menschen, die sich mit unseren Werten identifizieren können, den Zugang zum Sport – egal ob aktiv oder passiv – zu ermöglichen.“ Dies muss gerade für all jene gelten, die sich in Zeiten wie diesen schwer tun, 100 Euro oder mehr für ein einzelnes Spiel aufzubringen.