FINALSTORIES: DIE WILDEN 90ER

Um euch die Wartezeit bis Sonntag ein wenig zu verkürzen bzw. um eure Motivation auf diesen Tag ins Unendliche steigen zu lassen, gibt es von uns heute, morgen und am Samstag jeweils einen Bericht zu vergangenen Finalpartien unserer Schwoazen. Den Anfang macht der erste Cupsieg der Vereinsgeschichte 1996 – viel Spaß bei der Zeitreise!

1. Juni 1996. Treffpunkt Andreas-Hofer Platz. In Graz wurde zum „Sturm auf Wien“ getrommelt und etwa 3.500 Personen folgten diesem Aufruf. Und es wären wohl mehr gewesen, hätte es nicht so ein Drama rund um die Ticktes für die Sturmfans gegeben. Der Grund für diesen „Sturm auf Wien“ war die junge Truppe rund um Ivica Osim, die schier Unglaubliches geschafft hatte. In der letzten Runde der Meisterschaft kam es im ausverkauften Ernst-Happel-Stadion zum direkten Duell um den Meistertitel gegen die erfahrene Truppe der Rapidler. Diese war erst drei Wochen davor im Finale um den Europapokal der Cupsieger in Brüssel PSG knapp unterlegen.
Sturm hatte vor dem Spiel drei Punkte Rückstand, aber dasselbe Torverhältnis. Ein Sieg in Wien würde den Meistertitel bedeuten. Die Hoffnung auf diesen ersten Meistertitel der Vereinsgeschichte erfüllte sich jedoch nicht, Rapid ging schnell in Führung und gab diese nicht mehr ab.
Doch uns Sturmfans blieb nicht viel Zeit zum Trauern, denn schon vier Tage später stand bereits der zweite „Sturm auf Wien“ am Programm. Denn neben dem erzwungenen Endspiel um die Meisterschaft erreichte die Osim-Truppe auch das österreichische Cupfinale. Der Gegner war Admira Wacker, ein Team das in der laufenden Saison schon drei Mal bezwungen wurde und sich nur knapp den Klassenerhalt, in der Relegation gegen den SV Gerasdorf, sichern konnte.
So reiste also zum zweiten Mal innerhalb von fünf Tagen eine riesige Karawane an Sturmfans über den Semmering, diesmal – zum ersten Mal seit ewigen Zeiten – inklusive eines Sonderzuges. Am Ende fanden sich 8.800 Zuschauer im Happel-Oval ein. Deutlich weniger als die 48.000 Zuschauer ein paar Tage zuvor, aber eine durchaus übliche Zahl für ein Cupfinale. Lediglich ein Wiener Cupfinal-Derby lockte etwas mehr als 10.000 Besucher an, was die damalige „Bedeutung“ des ÖFB Cups deutlich macht. Zudem wurde das Finale an einem Mittwoch gespielt.
Die Erwartungshaltung war entsprechend groß und diesmal sollte es auch anders laufen als im Spiel davor. Durch Tore von Milanic und Wetl (2x) ging Sturm 3:0 in Führung und spielte den Sieg locker nach Hause. Die Freude bei den mitgereisten Grazern über den ersten österreichischen Titel der Vereinsgeschichte war unbeschreiblich. Mit Abpfiff wurde die Tore zum Feld aufgebrochen und eine Masse an schwarz-weißen Fans bedeckte das Spielfeld. Die Spieler mussten sich durch die überglücklichen Fanmassen kämpfen um den Pokal unter lautem Jubel in die Höhe stemmen zu können.
Nach zwei verlorenen Cupfinali und zwei verlorenen Entscheidungsspielen um die Meisterschaft war der Bann nun endlich gebrochen. Was folgte war die bisher erfolgreichste Zeit der Vereinsgeschichte mit zwei weiteren Cuptitel, zwei Meistertitel, drei Supercuptitel und dem Einzug unter die 16 besten Mannschaften Europas in der Champions League. Aber das ist eine andere Geschichte.